Mein Seminar "Faszi(e)nierendes Qigong"

Letztes Wochenende durfte ich ein Seminar zum Thema "Faszi(e)nierendes Qigong" abhalten, als Weiterbildung für Kolleg(inn)en, die selbst Qigong und Taijiquan unterrichten.

Qigong und Faszien

Im Zusammenhang mit Qigong und Faszien begegnen uns manchmal der Ausdruck "Ost trifft West". Auch wenn mich diese Interpretation nicht immer begeistert, bringt es  die Gemeinsamkeit dieser beiden Bereiche ziemlich auf den Punkt. Denn die neuesten Erkenntnisse der Faszienforschung lassen sich wunderbar mit dem traditionell-östlichen Gedankengut und dessen Bewegungsprinzipien verbinden.

An diesem Weiterbildungstag  bearbeiteten wir folgende Themen:Der praktische Teil wurde anhand von Übungen aus der 18-fachen Methode des Taiji-Qigong (Shibashi) und weiteren ergänzenden Übungen aus dem Qigong erarbeitet. Ich habe mich für diese bekannte Übungsreihe entschieden, da sie aus leicht zu erlernende Bewegungen besteht und in vielen Ausbildungs-Instituten gelehrt wird.

Faszien-Qigong

Den Ausdruck "Faszien-Qigong" verwende ich dafür bewusst nicht, denn dies wäre mir für mein Bewegungsverständnis zu einseitig. Um im menschlichen Körper von einem dynamischen Spannungsnetzwerk sprechen zu können, benötigen wir unsere gesamten Körperstrukturen, wie die Knochen, Gelenke und Muskeln. Doch erst im Zusammenspiel mit dem Fasziennetz (Sehnen, Bänder, Gelenk- und Organkapseln, sowie das Muskelbindegewebe) entsteht eine sogenannte Bewegungseinheit.

Weiteres kann in meinem Blog-Bericht "Die Faszi(e)nation der Bewegungslehre" nachgelesen werden.

An diesen Tag konnte ich nur einen Teil der Möglichkeiten unseres wunderbaren Körpernetzes und dessen Bewegungsmöglichkeiten aufzeigen und dies mit leicht zu erlernenden Vorübungen ergänzen. Es wurden gedanklich und auch körperlich neue innere und äußere Räume und Bilder geschaffen, die man in sein eigenes Übungs-System mit einfließen lassen kann.

Ein Ziel dieses Seminar war es auch, das schon vorhandene Wissen zu erkennen. Die asiatischen Bewegungskünste haben diese Grundgedanken des Faszien-Trainings schon immer in ihre Prinzipien mit einbezogen und vielleicht nur mit anderen Bildern besetzt. Die momentan aktuellen Modelle und Erkenntnisse der Faszienforschung helfen uns die traditionelle Bildsprache des östlichen Gedankenguts einfacher darzustellen.

"Was dem Körper Halt gibt" (Artikel im FOCUS Nr. 46/15)

Meiner Meinung nach handelt es sich um einen lesenswerten Bericht, in dem Dr. Robert Schleip den Wissensstand der Faszienforschung folgendermaßen beschreibt:

"Noch befindet sich die Faszientherapie und -forschung am Anfang. Wie stark ihre Resultate Trainingspläne, Prävention von Verletzungen oder Behandlung von Schmerzen noch verändern werden, lässt sich nur erahnen. Fest steht schon jetzt, es braucht nicht viel, damit das kollagene Bindegewebsnetzwerk im Körper elastisch und saftig bleibt. Um die Faszien gesund zu halten, braucht es bloß moderate und natürliche Bewegungen."

Dies liest sich doch für uns Qigong-Praktizierende hervorragend. Natürlich fließende Bewegungen sind  Grundvoraussetzungen unseres Tuns. Qigong und Taijiquan bieten für das Trainieren unseres Fasziengewebes damit eine wunderbare Plattform. Ein Grundgedanke des Faszien-Trainings lautet: "Weniger ist mehr". Dazu benötigt der vom Erfolg getriebene Mensch der westlichen Welt ebenfalls ein bisschen die östliche Philosophie und Hingabe. Um biegsam wie ein Bambus zu werden, erfordert es Geduld, Ausdauer und regelmäßige Pflege. Mit der Zeit stellt sich dann die erwünschte "Wohlspannung" zwischen Körper, Geist und Seele ein.

Ich möchte mich bei meinen Teilnehmern für ihr Interesse und ihre Aufmerksamkeit bedanken. Aus diesem erfüllenden Kurstag hat sich nun eine ASS-Seminarwoche entwickelt, welche im Sommer 2016 stattfindet. Weitere Infos: www.ass-institut.de
Ich bin zuerst Netz, dann Masche.
Masche zu sein, ergibt keinen Sinn,
wenn ich nicht im Netz bin.
Willigis Jäger



veröffentlicht am 17.11.2015 · alle Blog-Beiträge anzeigen
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